Warum heutzutage heiraten?

Diese Frage habe ich mir auch gestellt, bevor ich meiner zukünftigen Frau einen Antrag gemacht habe. So richtig geglaubt hätte mir das bis vor 2 Jahren keiner. Ich selbst vermutlich am allerwenigsten. Aber umso mehr ich mich mit dem Thema beschäftigt habe, umso deutlicher ist mir geworden, warum das Heiraten für mich die richtige Entscheidung ist.

Das alte Klischee von der Ehe

Schenkte ich den Geschichten älterer Ehemänner glauben, dann bedeutet die Ehe der Einstieg in die freiwillige Zwangsversklavung. Das ist auch das erste was ich von einigen meiner Freude gehört habe: „Bist du bescheuert? Wieso willst du dich binden?“ oder „Dann stehst du ja ab sofort unter der Fuchtel“.

Diese Sprüche und dieses Verhalten haben mein Interesse geweckt. Schließlich habe ich ja selbst mal so gedacht. Nur ist der Unterschied zu damals, das ich mir jetzt meine eigenen Gedanken mache und meine eigene Meinung bilde und mich kritisch damit auseinandersetze, was die Ehe für mich bedeutet. Das aufgreifen von vorgefassten Meinungen ist dabei ungefähr so wie das Essen von Vorgestern wieder aufwärmen.

Wie kommt es also das viele Männer so eine negative Einstellung zur Ehe haben? Die Antwort war für mich klar- weil sie sich in der Ehe auch so benehmen. Viele Männer verhalten sich in der Ehe nicht wie Männer, sondern eher wie kleine kastrierte und dressierte Männchen, die so tun als stehe noch ihre übermächtige Mutter vor Ihnen und nicht die Ehefrau. Das war jetzt aber provokant, nicht wahr? Aber ganz ehrlich, genau das ist doch dieses Klischee, die Frau bestimmt später in der Ehe wo es lang geht und der Mann kuscht.

Was dabei viele Männer vergessen, ist, dass sie das mit sich machen lassen. Sie haben die Wahl sich anders zu verhalten. Nur tun sie tun es nicht. Sie ergeben sich sozusagen ihrem Schicksal.

Genauso haben sie auch die Wahl die Ehe zu beenden, wenn sie nicht mehr so weiter leben möchten. Auch das tun viele Männer dann nicht. Meistens sind es sogar die Frauen, die die Scheidung beenden (53 vs. 39%).

Um es in einem Satz zu bringen, was in vielen deutschen Ehen heute abläuft: Die Ehepartner leben nicht füreinander sondern überwiegend gegeneinander, wobei der Mann und die Frau abwechselnd das Opfer spielen und sich den schwarzen Peter zuschieben, wer denn jetzt mehr Schuld an dem ganzen Dilemma hat.

Dabei ist die Antwort verblüffend einfach: 50%. Ja richtig, jeder Ehepartner ist immer zu 50% „Schuld“ an dem was in der Ehe passiert- oder anders gesagt, jeder trägt zu 50% die Verantwortung.

Was kann man also tun, um es nicht so weit kommen zu lassen? Man kann sich die Ehe so kreieren wie man sie haben möchte!

Mein Bild von der Ehe

Mein Bild von einer Ehe unterliegt einem völlig anderem Selbstverständnis- dem der Gleichberechtigung.

Ich heirate mit dem Ziel, mit meinem Partner zusammen ein schönes Leben aufzubauen und gemeinsam in die Zukunft zu gehen.

Eine Ehe in dem jeder seine Stärken einbringt und man sich zusammen tut, um gemeinsam mehr im Leben zu erreichen als alleine.

Damit das funktioniert, braucht es 2 Erwachsene die gewillt sind, die Verantwortung für ihr Leben zu übernehmen und die somit auch bereit sind dies für die Ehe zu tun. Die bereit sind gemeinsam den Weg zu gehen und Zeit in die Ehe zu investieren.

Ich und meine zukünftige Frau haben viele Stunden damit verbracht uns genau darum zu kümmern. Meistens mit einem schönen Glas Wein bei der wärmenden Abendsonne oder mit Kerzenlicht auf dem Balkon, manchmal aber auch mit einem heftigen Wortgefecht im Flur. Beides gehört dazu. Solange die schönen Momente deutlich überwiegen ist alles gut.

Wir haben also die Zeit damit verbracht, unsere gemeinsame Zukunft zu planen, uns unsere Vorstellungen mitzuteilen und eine Gemeinsame daraus zu entwickeln, wir haben aufgeteilt wer welchen Teil vom Haushalt übernimmt und wir haben letztendlich den zukünftigen Partner dabei kennen gelernt und wissen was auf uns zu kommt.

Investitionen in die Beziehung

Genauso haben wir für unsere Beziehung in einige Stunden Paartherapie investiert. Und es werden sicherlich noch mehr werden. Neben dem Effekt, dass wir so auf die Ursachen einiger sich wiederholender Konflikte geraten sind und diese jetzt geschickt umschiffen können, erhielten wir auch viel Orientierung, wie sich so eine Beziehung führen lässt.

Dazu mal ein Beispiel. Stellen Sie sich vor, die Partnerschaft ist wie ein Fluss. Wie der Fluss des Lebens. Auf der einen Seite hat die Frau einen Damm gebaut und Zeit in die Ehe investiert, auf der anderen Seite der Mann. Genauso wie im Leben so gibt es auch in der Beziehung Mal Hochs und Mal Tiefs.

Jetzt stellen Sie sich mal vor, es kommt die Flut. Die Flut sorgt dafür, dass der Damm aufweicht. Sie sorgt dafür dass die Partnerschaft kriselt. Wenn Sie jetzt erst anfangen sich um Ihre Beziehung zu kümmern, dann wird das sehr viel Zeit kosten und es herrscht immer die Gefahr eines Dammbruchs. Sie werden viel mit Streitigkeiten beschäftigt sein und beginnen eine Unzufriedenheit zu entwickeln.

Wenn Sie hingegen jetzt immer noch nichts tun, dann werden die Dämme bald auseinander brechen. Das Hinterland wird überflutet und die Ernte, sprich die gemeinsame schöne Zeit, wird vernichtet. Die Beziehung gleicht in diesem Fall einem Scherbenhaufen. Um jetzt in den Deich zu investieren ist es zu spät. Manche Partnerschaften befinden sich bereits in diesem Zustand, ohne es zu wissen.

Jetzt stellen Sie sich ein anderes Szenario vor. Beide Partner investieren zusammen in ihre Beziehung und bauen mit der Zeit immer stabilere Deiche. Wenn die Flut, also eine Krise kommt, können beide trotzdem weiterhin eine schöne Zeit haben und müssen sich nur hin und wieder mal darum kümmern, dass der Deich hält.

Wie hat Ihnen die Analogie gefallen? Finden Sie es jetzt immer noch unsinnig Zeit in die Beziehung oder in eine Paartherapie zu investieren? Für mich ist das die sinnvollste vorbeugende Investition überhaupt. Nicht nur das man Krisen vorbeugt, nein, was viel wichtiger ist, es verbessert die Beziehung und die Qualität im allgemeinen.

Zurück zur Heirat

Was für mich bei der Heirat also im Vordergrund steht ist der Symbolcharakter. Es ist wie eine öffentliche Demonstration, dass man jetzt zusammen gehört.

Solche traditionellen Rituale haben dabei für mich eine viel tiefere Bedeutung. In früheren Zeiten war es üblich, jeden Schritt des Lebens mit einem Ritual einzuleiten. So wurden Jungen und Mädchen je nach Kultur und Vorliebe zwischen dem 12 und 18 Lebensjahr rituell zum Mann oder zur Frau erhoben.

Leider werden diese Rituale heute nicht mehr gemacht. Dabei sind sie so wichtig, weil sie im Kopf desjenigen so viel auslösen. Hat Ihnen schon mal jemand gesagt, dass sie jetzt ein Mann oder eine Frau sind? Oder sogar gleich ihr ganzer engster Kreis auf einmal? Stellen Sie sich das mal vor. Vor allem, wie fühlt sich das an so geehrt zu werden?

Abgesehen von der psychischen Wirkung im Kopf, jetzt zu wissen man hat dieses Level erreicht, wird man anschließend auch anders behandelt vom Umfeld. Nämlich als Mann oder also Frau.

Leider gibt es diese Rituale heute in der westlichen Welt nicht mehr. Es wurde mehr oder weniger komplett aufgegeben und heutzutage ist es eher so ein fließender Übergang.

Lediglich die Kirche ist sich dieser Macht des Rituals noch bewusst und nutzt es noch in Form der Konfirmation bzw. Firmung.

Ritual der Hochzeit

Genauso gilt dieser Punkt des Rituals natürlich auch für die Ehe. In diesem Fall findet eine Zeremonie statt, in der sich ein Paar zueinander bekennt. Und auch das bewirkt so einiges für das Paar.

Es ist ein Bekenntnis zueinander vor der Öffentlichkeit, für alle Zeit sichtbar durch einen Ring. Dieser Ring signalisiert jedem, dass er einen Partner hat und vergeben ist.

Dieser Schritt, sich zu einander zu bekennen und dies auch nach außen zu tragen ist für mich so etwas wie eine Vertiefung der Beziehung. Man ehrt dadurch den Partner. Man erweist ihm die Würde, jetzt an seiner Seite zu stehen. Das ist etwas ganz anderes, als wenn man einfach nur so miteinander zusammen sein Leben lebt. Genauso wie es ein Unterschied ist, von allen gesagt zu bekommen „Du bist jetzt ein Mann“ oder „Du bist jetzt ein Frau“ anstatt einfach nur älter zu werden.

Auch energetisch hat die Hochzeit eine enorme Kraft. Nicht umsonst bekommen einige Bräute oder Bräutigame vor der Hochzeit kalte Füße. Sie spüren was diese Hochzeit mit ihnen macht, sie merken dass es ist nicht einfach nur ein Ja-Wort ist was man sich gibt. Und das holt zwangsläufig alles an Zweifeln und Einwänden nochmal so richtig schön an die Oberfläche.

Einerseits ist dies natürlich eine große Chance, diese Zweifel endgültig liegen zu lassen und sich jetzt noch mehr auf die Beziehung einzulassen. Andererseits bergen diese Zweifel natürlich auch die Gefahr, die Beziehung aufs Spiel zu setzen.

Der Antrag

Ganz besonders offensichtlich ist dies natürlich schon beim Antrag, wenn die Person innerhalb von Sekunden vor die Entscheidung gestellt wird, ob sie den Partner denn auch heiraten möchte. In diesem Moment erfährt die Person ganz schnell, wie eng sie sich denn in dem Moment tatsächlich verbunden fühlt.

Ich persönlich bevorzuge es dabei, wenn der Mann den Antrag macht. Es hat einfach etwas unglaublich männliches, wenn der Mann die Verantwortung auf sich nimmt, vor ihr auf die Knie geht und der Frau den Antrag macht und somit für die Orientierung in der Beziehung sorgt. Daher halte ich es für das richtige Signal, wenn der Impuls vom Mann ausgeht.

Ich persönlich habe dabei auch traditionell bei meinem künftigen Schwiegervater um die Hand seiner Tochter angehalten. Auch das war für mich ein Signal, meinen Schwiegervater dadurch zu ehren. Schließlich übergibt er mir mit der Zeremonie der Hochzeit als Familienoberhaupt offiziell die Fürsorge für seine Tochter.

Womit ich einen weiteren Effekt der Hochzeit anspreche, nämlich die offizielle Abnabelung aus dem Elternhaus. Natürlich können die Partner der Beziehung auch schon vor der Hochzeit sehr selbständige Menschen sein und man würde nicht den Eindruck bekommen, diese wären noch mit ihren Eltern verbunden. Aber auch hier ist die energetische Wirkung durch die Tradition der Hochzeit wieder weitaus aussagekräftiger. Die Frau löst sich dadurch letztendlich vollkommen vom Vater so wie der Mann von der Mutter. Von nun an sind sie mit einem Moment eine eigene Familie.

Ohne eine Hochzeit findet dieser Prozess nie so bewusst statt und birgt immer die Gefahr, dass der Prozess im Endeffekt noch gar nicht statt gefunden hat.

Das ist so ein Unterschied, wie ob man das erste Mal tatsächlich hatte oder ob man sich in seiner Fantasie nur vorgestellt hat wie das ist.

Die Zeremonie der Hochzeit

Wie die Zeremonie der Hochzeit an sich abläuft finde ich nicht so wichtig. Hauptsache es gibt so etwas wie eine Zeremonie.

Einfach nur ins Standesamt zu rennen und sich die Trauscheine abzuholen ist etwas ganz anderes als dies zu zelebrieren. Wie ich im bisherigen Artikel schon klar gemacht habe geht es um das Ritual, um diesen Schritt bewusst mitzubekommen und auch die energetische Wirkung zu spüren.

Ich persönlich werde mit meiner zukünftigen Frau eine Zeremonie im Garten abhalten, mit einer freien Rednerin, die eine gute Freundin von uns ist und die uns beide sehr gut kennt. Anschließend findet dann die Hochzeitsfeier statt.

Da gibt es sicherlich tausende Möglichkeiten den Moment für sich Einzigartig zu gestalten und jeder kann dort seine Fantasie und seine Vorlieben ausleben.

Fazit:

Für mich ist die Hochzeit ein vertiefender Schritt in einer Beziehung, der auch nach Außen hin einiges für das Paar ändert. Die Frau und der Mann erweisen sich sozusagen die Ehre.

Wie bei so vielen Traditionen finde ich es wichtig, sich sein eigenes Urteil darüber zu bilden. Für mich gibt es einige überflüssige Traditionen, die einfach nur durchgeführt werden weil es seit Jahren so ist. Und es gibt Traditionen, die eine sehr starke Wirkung und einen Symbolcharakter haben. Die Hochzeit gehört dabei für mich zu den Traditionen mit am meisten Symbolcharakter überhaupt.

Also, egal ob Sie ein Befürworter für eine Hochzeit sind oder generell dagegen- meine Absicht war Sie zu inspirieren. Dabei möchte ich in keiner Weise erreichen, dass Sie einfach meine Sicht der Dinge übernehmen, sondern Sie ermutigen Ihre bisherigen Einstellungen zur Ehe einmal zu überdenken. In sich reinzuhören, was sie denn wirklich davon halten und sich darunter vorstellen. Und diese Vorstellungen über die Ehe und die Hochzeit, die Sie vielleicht schon seit langen Jahren dazu haben, zu reflektieren.

4 Comments

  1. Bärbel 20. März 2013 at 18:24

    … schön geschrieben. Ja, genau deshalb habe ich / haben wir auch geheiratet.

  2. Daniela 4. Februar 2014 at 22:24

    Sie haben wirklich sehr schön beschrieben, worum es beim Heiraten geht. Vor allem den Aspekt, dass man seinen Partner ehrt, fand ich sehr berührend. Alles Liebe, Daniela

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